Tape Art entstand in den 1960er-Jahren als Alternative zum Sprayen. Ursprünglich wurde das „Malen“ mit Klebebändern im urbanen Raum praktiziert. Die Vorteile im Vergleich zur Verwendung von Spraydosen liegen auf der Hand: Klebebänder können ohne das Ausdünsten gefährlicher Dämpfe schnell und einfach appliziert werden. Das freut die Gesundheit des Künstlers. Und: Tapes lassen sich leicht auf unterschiedlichen Materialien wie Stein, Asphalt, Holz, Alu-Dibond oder Glas verarbeiten und in der Regel rückstandsfrei wiederablösen. Das freut den Untergrund. Darüber hinaus sind Schutzvorkehrungen wie Abkleben oder Abdecken nicht erforderlich.
Technologien
Nachts schlichen sie um die Häuserblöcke. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, zückten sie ihre Spraydosen – und los ging’s. Seit vielen Jahren hat sich die ehemalige Subkultur der Graffiti-Sprayer zu einer viel beachteten Kunstrichtung entwickelt. Und dabei mächtig Konkurrenz von „Tape Artisten“ bekommen. In der tesa Zentrale machte sich kürzlich die Crew von „Tape Over“ aus Berlin ans Werk – bei Tageslicht und ganz legal.
Seit rund zehn Jahren stoßen die Arbeiten von Tape-Art-Künstlern zunehmend auch auf großes mediales Interesse: So sorgte unter anderem der Berliner „El Bocho“ 2009 für Aufsehen, indem er im Rahmen der Ausstellung „Urban Affairs Extended“ die Wand des Stadtbades Wedding komplett mit Klebebändern umgestaltete. Die Heyne Kunst Fabrik in Offenbach am Main eröffnete Anfang 2015 die europaweit erste Gruppenausstellung. Arbeiten von sieben europäischen Tape-Künstlern und zwei Kollektiven waren zu bestaunen. Im Oktober 2016 wurde in Berlin die erste internationale TapeArt Convention in der Galerie „Neurotitan“ ausgerichtet, an der sich neben dem deutschen Team „Tape That“ zahlreiche bekannte internationale Künstler, zum Beispiel Buff Diss, Slava Ostap, Benjamin Murphy und Max Zorn, beteiligten.
Tape Over
Die internationale Tape-Art-Gruppe ist in Berlin zu Hause. 2011 begannen die Künstler zunächst, ihre Kunstwerke in Elektro-Clubs zu kleben. Ihr Stil vereint Elemente der Straßenkunst mit der urbanen Kunst und zeichnet sich durch Vielseitigkeit und feine Details aus.
Wo, wenn nicht hier?
Auch am „Epi-Zentrum“ der Klebe-Technologie, im Headquarter von tesa in Norderstedt bei Hamburg, hat Anfang des Jahres eine Tape-Art-Kreation ihren Platz gefunden. Das seit 2015 bestehende Kunstkonzept in den Kommunikationszonen und Besprechungsräumen wurde nun um ein Motiv der Tape-Art-Künstlerin Enni von „Tape Over“ aus Berlin erweitert. Es gibt viele Wege, wichtige Botschaften zu kommunizieren. Besonders gut im Kopf haften bleibt, dies zeigen diverse wissenschaftliche Studien, die Kombination von starken visuellen Reizen und reduziertem Text. „Etwas fürs Auge“, hauptsächlich aus tesa Tapes entstanden, bildet in diesem Fall die Brücke von Kunst zu strategischer Kommunikation. So ist es „Tape Over“ gelungen, ein ausgeklügeltes Kunstwerk mit großer Symbolkraft zu konzipieren.
Das Wandbild besteht aus etwa 15 tesa Rollen aus unterschiedlichen Anwendungsbereichen und konnte nach insgesamt 18 Stunden finalisiert werden. Übrigens: Dies war nicht Ennis erster Einsatz im Unternehmen. Schon Mitte 2019 hatte die Künstlerin für das tesa Marketing einen Auftrag übernommen.